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Training in Dobbrikow – und die Feuerwehr hielt sich bereit
[20.02.2006 • Autor: Berliner Islandpferde Freunde e.V.]



Ein klarer, kalter Wintertag in Dobbrikow. Das Thermometer zeigt zehn Grad unter null, aber die Sonne scheint. Das kleine, verschlafene Dorf im Nuthe-Urstromtal, zwischen Beelitz und Luckenwalde gelegen, wirkt an diesem Februar-Vormittag wie ausgestorben. Nur auf dem Moorhof von Vicky und Beggi Eggertsson tut sich etwas.


Hier werden Islandpferde mit ihren wuscheligen Mähnen mit Stollen und Spikes an den Hufen versehen, ehe es zum Training auf den dick zugefrorenen Vordersee geht – angesagt ist Gewöhnung an einen Untergrund, den die temperamentvollen Vierbeiner demnächst auch wettkampfmäßig vorfinden werden, am 11. März bei den 2. Europameisterschaften auf dem Eis im Wilmersdorfer Horst-Dohm-Stadion.

Vom Ruppiner Hof aus Hohenbruch war Laurus Sigmundsson gekommen, vom Hollerbusch in Schlunkendorf Wolfram Steiner, sensationeller Sieger vor einem Jahr,  und vom Faxabol in Neuholland Jon Steinbjörnsson. Seit Wochen fiebern sie dem  Großereignis in Berlin entgegen, wo sie sich einmal mit den Besten des alten Kontinents messen können, alle im Fünfgang, der eine oder andere auch im Tölt oder im schnellen Rennpass, wo Geschwindigkeiten über 50 km/h erreicht werden. Obwohl das Eis hier und da knarrende Geräusche von sich gab, was auf innere Spannungen schließen ließ, jagten die Männer in geschlossener Formation über die Eisfläche, vorbei an den Schilfgürteln und kleinen Booten, die festgetaut am nahen Ufer lagen.


Beim ersten Zusammentreffen, als es sich um einen offiziellen Pressetermin handelte,  hielt  sich vorsichtshalber in entsprechender Entfernung auch die Feuerwehr bereit, um notfalls eingreifen zu können, zumal über das Radio immer wieder vor dem Betreten zugefrorenen Seen gewarnt wurde. Andere Probleme sah der umweltbewusste  Ortsbürgermeister, der nach einigem Zögern aber seine Zustimmung gab, allerdings nur unter der Maßgabe, dass eventuelle Rückstände der Pferde („Äpfel“) sorgfältig wieder entfernt werden müssten.

Vicky und Beggi –  zwei Könner vom Moorhof:


„Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, auf diesem an und für sich spiegelglatten Untergrund im Tölt oder Pass förmlich dahinzufliegen. Den Pferden macht, sofern sie richtig beschlagen sind, das Eis überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, sie laufen fast wie befreit“, sagt die ursprünglich aus dem Saarland stammende Vicky Greif, die vor einem knappen Jahr den Isländer Beggi Eggertsson geheiratet hat. Seit sechs Jahren leben die beiden auf dem (gepachteten) Moorhof und haben diesen zu einem Zentrum des Islandpferdesports in der Region gemacht. Neben dem Wohnhaus, zwei großen Stallungen und einer Scheune gibt es eine 300 m lange Ovalbahn sowie rund 24 Hektar Weidefläche, wo sich auch im Winter dank  einer Offenstallhaltung ein Großteil der robusten Tiere aufhält.

Vicky wollte ursprünglich in die Modebranche. Nach dem Abitur ließ sie sich in Hamburg zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel ausbilden, doch längst hat sie sich auf ein völlig anderes Terrain begeben. Nicht zuletzt beeinflusst durch ihren Mann Beggi, der 400 Kilometer nördlich von Reykjavik aufwuchs und Anfang der 90iger Jahre nach Deutschland kam, wo er zunächst in  Hamburg-Stapelfeld Reitunterricht gab, gleichzeitig aber eine Lehre als Zimmermann begann. Nachdem er auf verschiedenen Höfen in der Lüneburger Heide gearbeitet hatte, machte er sich 1997 in Oberhaverbeck bei Bispingen selbständig. Und weil ihm dort alles zu eng wurde, suchte er nach etwas Neuem und fand das im südlichen Brandenburg. Im März 2000 zog er nach Dobbrikow – mit  seiner jetzigen Frau, die sich inzwischen als Trainerin einen guten Namen gemacht hat, den A-Schein besitzt, nicht nur Sportwartin des Berlin-brandenburgischen Landesverbandes ist, sondern sich im Deutschen Verband der Islandpferdereiter und -Züchtervereine (IPZV) um den gesamten Nachwuchskader der 14- bis 21-Jährigen kümmert. Außerdem ist sie Bereiterin und internationale Sportrichterin.

Und sie reitet auch selbst – und das sogar recht erfolgreich. Bei den Weltmeisterschaften im letzten Sommer im schwedischen Norköping wurde sie auf Kvikur vom Barghof um lediglich einen Zehntelpunkt geschlagen Vierte im Fünfgang  und ihr Mann Beggi, der sich vornehmlich um das Geschehen auf dem Moorhof kümmert, hatte die gleiche Platzierung auf Lotus fra Aldenghoor in der Passprüfung vorzuweisen. „Wenn wir das auch auf dem Eis in Wilmersdorf schaffen, wären wir sehr zufrieden. Doch die Konkurrenz wird es uns nicht leicht machen“, meint Vicky, die häufig zu Lehrgängen unterwegs ist, aber gleichzeitig selbst jede Chance nutzt, um sich von noch Besseren etwas sagen zu lassen.








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