Teil 3: "Mehr Spaß statt Paß oder was tun, wenn..."
[06.10.2000 • Text: H. Frie • Fotos: M. Morbach]

Soll denn das jetzt Tölt sein? - Irgendwie fühlt sich der sagenumwobene Tölt-Takt unseres Isis nicht butterweich an: Es schaukelt, holpert, rollt oder hüpft zwischendurch komisch unter Reiters Hinterteil. Die ernüchternde Diagnose Umstehender lautet dann oft: Der Isi geht Paß- oder Trabtölt, hat eine Rolle oder tribuliert gar. Aber was macht man bzw. frau dagegen ???

Nachdem wir uns schon im ersten Teil der Serie im Abschnitt "Rollen, Passen, Tribulieren - Ungeliebte Varianten und Fehler" damit beschäftigt haben, was das Pferd bei diesen Störungen unseres geliebten Viertaktes mit seinen Beinen anstellt, geht's jetzt um die Korrektur. Zudem schauen wir, wie sich die Göttergabe weiter fördern lässt und, welche Arten von Töltprüfungen es gibt.

• Schluss mit Schaukeln, Holpern und Co. - Wege zum reinen Viertakt

Geht denn das Pferd nun taktrein oder hat sich ein Fehler eingeschlichen? - Am besten reiten wir ein kurzes Stück auf festem Untergrund, um per Gehör zu überprüfen, was unter dem Sattel nicht hundertprozentig einzuordnen ist. Jeder Isi läuft den vierten Gang schließlich etwas anderes: Beim Einen fühlt sich der taktklare Tölt weich an, während er bei einem anderen Vierbeiner mit viel Aktion vielleicht etwas unangenehmer zu sitzen ist. Diese Akustik-Überprüfung hilft vor allem bei der Frage nach Tendenzen zum Paß oder Trab weiter.

Rollt oder tribuliert der Isi so spüren wir die Störung wahrscheinlich deutlich genug.

Zur Wiederholung: Gleicht der zu hörende Takt einem gleichmäßig gesprochen "Black-and-Decker" (1-2-3-4) sind wir im taktklaren Tölt. Ertönt es eher 12-34 so schaukelt das Pferd schon im Paßtölt durch die Gegend und erklingt ein 1-23-4 so reiten leider im Trabtölt.

Wichtig bei der Korrektur ist, dass wir den Vierbeiner nicht einfach Runde um Runde weiter im falschen Takt tölten lassen, da sich die Fehler sonst in der Regel immer mehr verfestigen. Andererseits darf nicht vergessen werden, dass es ebenso Islandpferde gibt, welche sich erst mal einlaufen müssen und daher vielleicht am Anfang leicht passig sind. Zudem ist eine Störung nicht zwangsläufig unerwünscht oder unnormal: So wird es bei einem ehemaligen Traber (Pferd ohne Naturtölt) beim Eintölten begrüßt, wenn er kurze Zeit passig geht und, sich daraus zum Tölt verschieben lässt.

Kurzzeitige Fehler können zudem durch Übermüdung, nach einem langen Ritt, durch Unlust oder Verspannung auftreten.

• Gleiten statt Holpern - Gegen Tendenzen zum Trab


Mögliche Ursachen:

Trabt unser Isi eigentlich am liebsten durch die Lande, so baut er oftmals auch Trabtendenzen in den Tölt ein. Ein möglicher Grund für das leicht holprige Trabtölten kann also eine weniger stark ausgeprägte Töltveranlagung sein. Gesellen sich dann noch geringer Gehwille oder Gebäudefehler wie ein zu tief angesetzter Hals hinzu, so kann die Sache mit der Göttergabe recht schwierig werden. Ausgleichend für wenig natürlichen Tölt ist jedoch ein guter Vorwärtsdrang des Vierbeiners, welcher sich im Töltraining positiv einsetzen lässt. Vor allem fehlt es beim Trabtölter jedoch am Motor des Tieres, der Hinterhand also, und an einer guten, leichten Anlehnung an die Reiterhand. Daher trabtölten ebenso junge Pferde in der Phase des Eintöltens, erfahrene aber müde oder unlustige Tölter oder Isis, deren Reiter (noch) nicht hinreichend geschickt das Zusammenspiel der Hilfen beherrschen.

Wege zum reinen Viertakt:


Aus dem oben genannten wird ersichtlich, dass unser Islandpferd recht gut geritten und dressurmäßig ausgebildet sein oder werden muss, um den Fehler zu vermindern und verhindern. Unser Isi muss das Zusammenspiel der Hilfen aus treibenden und zugleich verhaltenden Hilfen verstehen, muss beim Treiben nicht einfach nur schneller und bei Zügelanzügen einfach nur langsamer werden, sondern sich "setzten", d.h. die Hinterhand vermehrt belasten und sich bei leichter Anlehnung an den Zügel besser selber tragen, statt auf demselben zu liegen. Folglich steht die Stärkung der Hinterhand durch dressurmäßiges Training und zugleich die Herstellung einer guten Verbindung zwischen Pferdemaul und Reiterhand an - der Zausel sollte sehr durchlässig sein. Übungen wie Seitengänge, Ganze Paraden (Anhalten) und wieder Antreten lassen, Übergänge zwischen den Gangarten, Rückwärtsrichten... sind oft wirksame Mittel zum Zweck. Zudem muss unser trabtöltender Isi körperlich und konstitutionell fit und trainiert sein, um der Forderung des Töltens gewachsen zu sein. Beim Antölten müssen wir Spannung in das Pferd hineinreiten, es durch einen tiefen Sitz im Sattel mit abgekipptem Becken und Schenkel (oder Gerte, Stimme) gegen den anstehenden, spielenden Zügel treiben, ohne in ein Ziehen zu geraten.
Geben wir uns anfangs mit kurzen, reinen Viertakt-Strecken zufrieden; alles weitere kommt dann mit der Zeit. Hilfreich ist zudem sicher die Hilfe eines erfahrenen Reitlehrers, der Pferd und Reiter bei Bedarf unterstützen und korrigieren kann.

Und sonst? :

Das Training mit dem Trabtölter kann unter Umständen durch den Einsatz von Gewichten an den Hinterbeinen wie Glocken oder schwereren Eisen erleichtert werden. Ebenfalls von Bedeutung ist die Wahl der Geschwindigkeit: Meistens liegt sie für den trabtöltenden Isi im Bereich des langsamen Arbeitstempos oder im rasanten Tempo des Renntöltes, während er im Mitteltempo verstärkt "trabig" wird.

• Die Sache mit dem "Austraben"

Unser Islandpferd töltet Runde um Runde im astreinen Viertakt, doch beim Durchparieren zum Schritt oder Halt, fällt es einfach in den Trab. Was ist passiert? Nun, hierbei liegt´s am Reiter, der das Pferd fast ausschließlich per Zügel langsamer machen will, ohne es dabei weiter aktiv mit abgekipptem Becken und Schenkel gegen die Hand zu treiben. Also versuchen wir mit vielen, vielen kleinen halben Paraden das Durchparieren auszudehnen und vermehrt die Hinterhand in Betrieb zu halten, damit der Zausel sich nicht urplötzlich lang macht und auf und davon trabt!

• Mehr Spaß statt Paß - Gegen Paß-Tendenzen

Mögliche Ursachen:

Da gibt es zum einem die so genannten "Schweinepasser", die vornehmlich lateral durch die Gegend schaukeln und die einfach viel Paßveranlagung von Haus aus mitbringen. Einige Vierbeiner neigen zum Paßtölt, weil mit zu wenig Elan vorwärtsgeritten werden oder aber, weil sie zu viel Druck bekommen, verspannt sind. Zusätzlich wirkt sich auch hier wieder ein fehlerhaftes Exterieur wie etwa ein Überbautsein negativ auf die Töltausbildung aus. Viele Isis mit recht viel Trabveranlagung kommen beim Eintölten zu den Paßtendenzen, die hierbei eigentlich positiv zu bewerten sind: Das Pferd verschiebt sich weg vom Trab mehr in ein laterales Gehen und schließlich durch weiteres Üben in den taktklaren Tölt. Des weiteren sollten wir bei jedem Paßtölter den Motor des Pferdes im Auge haben, denn wie im Trabtölt mangelt es oftmals an der Hinterhand und der Vierbeiner läuft in zu starkem Maß auf der Vorhand und liegt daher auf dem Gebiss.

Wege zum reinen Viertakt:

Während ein eigentlich sicherer Tölter vielleicht am Anfang oder aus einer leichten Verspannung heraus etwas passig töltet und sich dann schließlich taktklar einläuft, so gilt doch bei einem ständig passig gehenden Isi, dass wir ihn nicht einfach so im Pass weiterreiten sollten. Je mehr wir nämlich passen, desto mehr kann sich das Geschaukel verfestigen und die Korrektur wird schwieriger. Für den Paßtölter ist es beim Tölt-Training wichtig, dass wir die Waage zwischen zwanglosem, losgelassenem Laufen auf der einen und der richtigen Portion an wachem, energischem Vorwärtsgehen auf der anderen Seite halten. So sollte das Pferd sich immer mal wieder in Dehnungshaltung in den Grundgangarten (vor allem im Trab) nach vorwärts-abwärts abstrecken dürfen, bevor wir es durch vorsichtige Paraden zum Kauen anregen und wieder vermehrt aufrichten. Wiederum können dressurmäßige Übungen wie Seitengänge, Rückwärtsrichten oder Übergänge vom Galopp in den Tölt hilfreich sein - bewährt hat sich auch das Reiten von Schlangenlinien. Ist unser Islandpferd eher faul, sollten wir es beim Antölten gleichzeitig durch leichtes Vorneigen des Oberkörpers und nachgebende Zügel entlasten sowie mit dem Schenkel energisch vorwärtsreiten und über kurze Stecken versuchen, so in den Viertakt zu kommen. Einige gemütliche Zausel lassen ihren Hinterhand-Antrieb gut durch das Antippen mit einer Gerte aktivieren oder laufen eher im Gelände, besonders in unbekanntem, besser als in der Bahn die reine "Göttergabe".

Und sonst? :

Im Gegensatz zum Pferd mit Trabtendenzen, kann beim passigen Vierbeiner der Tölt-Takt durch Gewichts-Belastungen an der Vorhand gefunden werden, wenn die anderen Hilfen nicht fruchten wollen. Durch die nun vermehrt belastete Vorhand soll deren Bewegung verzögert werden, wodurch der Viertakt erreicht wird. Gangpferdetrainer haben oft unterschiedliche Meinungen darüber, ob, wann und wie viel Gewicht eingesetzt werden sollte. Viele Ausbilder ziehen eher einen kurzfristigen starken Einsatz von schweren Glocken oder Eisen vor, als ein Pferd ständig und vielleicht wirkungslos mit leichten Glocken zu trainieren. Im Zweifelsfall einen Fachmann zu Rate ziehen!
Die meisten Paßtölter müssen bergab verstärkt die Hinterbeine einsetzen und nähern sich auf diese Weise dem taktklaren Tölt - nichtsdestotrotz kann es aber umgekehrt, also bergauf, besser gehen! Da hilft nur ausprobieren! Zudem liegt ihnen mehr das mittlere Tempo als Arbeits- oder gar Renntölt.

• Fließen statt Rollen - Gegen Galopprollen

Mögliche Ursachen:

Wenn der Vierbeiner beim Tölten kleine Galoppsprünge einlegt, sprechen wir vom "rollen". Wie bei den anderen fehlerhaften Tendenzen, ist auch bei der Galopprolle die Vorhand und nun zusätzlich eine Körperseite des Tieres vermehrt belastet. Unser Isis läuft demnach nicht geradegerichtet, sondern nimmt ein Hinterbein mehr unter seinen Körper, als das andere, wodurch die Galopprolle entsteht. Einige Isis sind vielleicht im Tempo überfordert und beginnen mit den Galopphüpfern; andere wie lockere Naturtölter können in Biegungen z.B. in Kurven in die Rolle geraten. Vielfach wird der Tölter einfach nicht genügend vorwärtsgetrieben.

Wege zum reinen Viertakt:

Zunächst müssen wir spüren, auf welcher Seite das Pferd "rollt": Hat es Tendenzen zum Rechts- oder etwa zum Linksgalopp? Eine gängige Korrektur setzt dann daran an, entsprechend entgegengesetzte Einwirkungen zu geben. Hat der Isi nun eine Rolle nach rechts, so geben wir alle Hilfen im Gegensatz zum Angaloppieren im Rechtsgalopp: Wir verlagern das Gewicht nach links, die rechte Hand nimmt an und gibt nach, während die linke Hand passiv ist, wir lassen das Pferd mit Aufrichtung gehen, lassen den rechten Schenkel ruhig liegen, um mit dem linken zu treiben. So stören wir den Zausel im Galopp und versuchen, den Tölt-Takt beizubehalten.

• Bodenständig statt Hüpfen - Gegen das Wechseln/Tribulieren

Mögliche Ursachen:

Wechselt/tribuliert der Isi, dann handelt es sich dabei um eine extreme Verspannung des Vierbeiners, die durch zu starkes Tempo, grobe Reiterhilfen oder wenig Sicherheit des Pferdes im Tölt entstehen kann.

Wege zum klaren Viertakt

Der Reiter muss seine Hilfengebung überprüfen und vorsichtiger einwirken. Zugleich ist es sinnvoll, den Oberkörper ein wenig vorzuneigen, das Pferd zu entlasten und zu beruhigen, damit es taktklar weiterlaufen kann. Es gibt jedoch Trainer, welche ein wegen mangelnder Sicherheit im Tölt-Takt verspanntes Islandpferd absichtlich tribulieren und anschließend behutsamen weiterlaufen lassen, um in den reinen Viertakt zu kommen.

• Schneller, höher, weiter? - Sinnvolle Förderung im Tölt

Wenn wir von unserem Isi schnellere, höhere oder weitere Bewegungen im Tölt fordern, müssen wir uns zunächst klar werden, wo die Grenzen bei dem jeweiligen Pferd liegen. Einige Pferde können vielleicht nur in einem ganz bestimmtem Tempo tölten, andere laufen ohne viel Aktion der Vorhand, wieder andere strampeln vorne gewaltig, kommen aber kaum vom Fleck: Jedes Pferd ist eben zum Glück verschieden und hat ein bestimmtes Potential, dass man maximal herausreiten kann. Wir müssen diese natürlichen Grenzen akzeptieren oder uns ständig neue Vierbeiner zulegen, wenn die Göttergabe immer schneller, höher und weiter werden soll.

Die meisten Reiter werden ihre Isis aber sicherlich nicht ständig an die Leistungsgrenzen reiten und wollen einfach den vorhandenen Tölt fördern, wollen ein leicht in der Hand liegendes, geschmeidiges Töltpferd unter dem Hinterteil haben. Hierzu bieten sich natürlich die Übungen der Dressur geradezu an: Vor allem durch gymnastizierende Seitengänge wie Schulterherein, Hinterhandwendungen oder gar Travers beugt sich unser Isi wie ein kleiner Andalusier in den Hanken der Hinterbeine, versammelt sich so besser, wird leicht in der Hand und wunderbar zu tölten.



• Bitte in schönster Manier - Tölt auf dem Turnier

Schlägt man die Islandpferde-Prüfungs-Ordnung (IPO) auf, findet sich einiges an Töltprüfungen für Kids, Jugendliche, Junioren, für Freizeitreiter und die Reiter der Sportklassen. Klassische Prüfung für den Freizeitreiter ist dabei die Töltprüfung 1.5: Nach maximal drei Runden im Arbeitstempo Tölt, wird zum Schritt durchpariert, die Hand gewechselt und auf der anderen Hand wiederum höchstens für drei Bahnrunden die Göttergabe in beliebiger Geschwindigkeit gezeigt. Zudem gibt es Prüfungen, in denen das Tempo bis zum Renntempo verstärkt werden muss (wie Tölt 1.3/ Töltpreis 1.4), und solche, in denen die Zügel während des Töltens in eine Hand genommen werden und diese dann deutlich vorgehen soll (Zügelüberstreichen gefordert z.B. im Tölt 1.1 / 1.2). Daneben gibt es auch Aufgaben wie das Tölten mit einem Glas Bier in der Hand ("Bierglastölten"), Töltrennen, Tölten ohne Sattel oder mit gebissloser Zäumung, Geschicklichkeitsübungen im Tölt und vieles mehr - hier sind vor allem Isis mit viel natürlichem Tölt gefragt.


Aber, egal, ob Sie nun anstreben im sauberen Viertakt auf Turnieren zu glänzen, gemütlich und taktklar durch die Wälder und Felder zu gleiten oder endlich die verflixte Galopprolle auszumerzen: Wichtiger als jeder Takt ist doch die Freude mit dem Pferd und, dass diese bei allem Training nicht auf der Strecke bleibt. Viel Erfolg und Spaß mit der Göttergabe - ob beim Eintölten, Antölten oder sauber Durchtölten!!!



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