Angesichts der drängenden Zeit fügte sich der Weihnachtsmann: Er hatte keine Wahl!
Laxi ging sehr brav mit, als er in den Stall geführt wurde, ließ sich die Hufe säubern und das Fell striegeln, aber auch, als er sauber war und zufrieden die Taschen des Weihnachtmannes nach Leckerlis absuchte, sah er einem Rentier kein Stück ähnlicher. Nur die Farbe stimmte, das Alter...
Der Weihnachtsmann beschloss herauszufinden, ob dieser Isi wenigstens ein Renntier war, und ob er sich anspannen ließ, aber das stellte kein Problem dar. Vorsichtshalber wollte der Weihnachtsmann nur den Übungsschlitten verwenden, einen Unfall mit dem großen Weihnachtsschlitten, bei dem dieser beschädigt werden könnte, konnte er sich nicht leisten.
Das Anspannen ließ Laxi ruhig über sich ergehen, stand dösend mit halbgeschlossenen Augen in der fahlen Wintersonne und schien sich für die Notlage des Weihnachtsmannes überhaupt nicht zu interessieren.
„Was für einen Anblick wird mein Schlitten dieses Jahr bieten!“, dachte sich der Weihnachtsmann. „Welche Schande! Aber es ist ja nur für dieses Jahr!“ Seufzend kletterte er auf den Kutschbock, darauf gefasst, dass dieses runde Zotteltier sich höchstens im Schritttempo vorwärtsbewegen würde. Aber welche Überraschung, als er die Zügel aufnahm: Plötzlich war Laxi ganz da, richtete sich stolz auf und wartete nur auf die Anweisungen, was er tun sollte. Und als der Weihnachtsmann zweimal schnalzte, ging es auch schon dahin. Keine Rede von lahmem Zockelschritt oder mühsamer Treiberei, nein, im flotten Tölt marschierte er los, so dass der leichte Schlitten hinter ihm nur so über den Schnee hüpfte und tanzte!
„Ho ho!“, sagte sich der Weihnachtsmann. „Nicht schlecht! Da werden meine Rentiere aber Augen machen! Ich denke, dieser Bursche wird sie das Laufen lehren! Renntier ist doch die richtige Bezeichnung für ihn!“
Zurück von der Übungsfahrt brachte er Laxi in eine kleine Koppel und überlegte, wie er den kleinen Wallach wenigstens äußerlich seinen Rentieren ein wenig ähnlicher machen könnte, und ihm kam eine Idee. Grummelnd über den Zeitaufwand, aber trotzdem sehr sorgfältig, nähte er braunen Filz zusammen, versteifte ihn mit Draht und füllte ihn mit Sägemehl, um ihn dann am Halfter, welches Laxi tragen würde, zu befestigen: Fertig war das Geweih! Es hing zwar ein wenig seitlich herunter, aber was machte schon dieser kleine Schönheitsfehler?
Am nächsten Morgen sollte die Generalprobe stattfinden. Nachdem alle Rentiere vor den großen Weihnachtsschlitten gespannt waren, holte der Weihnachtsmann Laxi aus dem Stall. Jetzt war das Gelächter bei den Rentieren groß: „Was ist das denn?“, prusteten sie los. „Ein Geweih, das herunterhängt wie Hasenohren! Und dann noch dieser Schwanz – wie ein Fliegenwedel! Kann dieses Fellmonster überhaupt richtig laufen?“
Der Weihnachtsmann sagte nichts, spannte Laxi ein und kletterte auf den Bock. „Ihr werdet schon sehen, was dieses ‚Fellmonster’ kann!“, dachte er sich, nahm die Zügel und schnalzte. Und jetzt war die Überraschung groß bei den alterprobten Rentieren: Sie mussten sich sputen, um mit den Schritten des Isis mitzuhalten, da fielen keine spöttischen Bemerkungen mehr, denn sie brauchten ihren Atem, um mithalten zu können!
Sehr zufrieden kehrte der Weihnachtsmann zurück, aber ganz beruhigt war er noch nicht: Was würde an Weihnachten geschehen?