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Es ist
schon ein merkwürdiges Schauspiel, das sich alle drei
Wochen auf dem Hof Vertherland der Fam. Uekötter in Telgte
abspielt: Firsche Reiter mit frischen Pferde, oft Isländer,
gehen in die Reithalle und kommen nach ca. 30 Min. schweißgebadet
wieder hinaus. Der Grund? Sie haben eine Reitstunde in der
klassich-iberischen Reitweise bei Claus Meinérs-Pilz
aus Coesfeld hinter sich.
Vor 1½ Jahren entschloß ich mich nach langem Zögern
eine Reitstunde bei diesem braun gebrannten, ziemlich lockeren
und doch hoch konzentrierten Reitlehrer zu nehmen, der es
versteht, seine Schüler durch eine Mischung aus spanischen,
deutschen und englischen Sprüchen zu motivieren.
Meine Skepsis in Punkto Dessur war, nach meinem damaligen
Verständnis von Dressur, nicht ganz unberechtigt. Mein
Pferd, 5-Gänger, viel Tölt, sehr viel guten Rennpass
und sehr sehr viel schlechtem Galopp, dazu noch hektisch und
übersensibel im Wesen, in Dressurlektionen?
Ich glaube, daß auch Herr Meinérs-Pilz mindestens
einmal geschluckt haben muß, als er uns (1,80m : 1,36m)
zum ersten mal gesehen hat, aber gerade solche "Fälle"
scheinen bei ihm einen besonderen Ehrgeiz auszulösen.
Nach kleinen, anfänglichen Schwierigkeiten mit der Mentalität
eines 5-Gängers, beschlossen wir uns erstmal darum zu
kümmern, daß mein "Isi" in allen Lebenslagen
am Zügel geht. Sein Rücken wird so durch das Aufwölben
der Rückenmuskulatur bei Nachgeben gestärkt und
bemuskelt, dadurch geschützt, welches nach der Meinung
von Herrn Meinérs-Pilz nicht im Tölt geschieht,
da sich der Rücken durch die Aufrichtung nicht aufwölben
kann. Na toll - jetzt jabe ich schon mal ein Gangpferd und
kann es nicht ohne schlechtes Gewissen tölten oder Rennpassreiten.
Die Schritt- und Trabdressurarbeit muß jedes Tölten
also heute kompensieren. Wir haben uns als erstes den Seitengängen
im Schritt genähert. Durch vorsichtiges "Schulter-vorreiten"
kamen wir zum Schulter-herein, darüber zum Travers und
Traversale, später zum Kruppe-herein und Renvers.
Pferd und Reiter begann die Arbeit bei steigendem Muskelaufbau
immer mehr Spaß zu machen. Heute sind wir soweit, alle
Seitengänge im Schritt auszuführen, ohne das mein
Pferd auch nur etwas auf die Hand kommt. Unser nächstes
Ziel, die Seitengänge im Trab hinzubekommen, ist noch
nicht erreicht und wird auch wohl noch etwas auf sich warten
lassen, da sich mein Isi gerne im Tölt entzieht, wenn
er z.B. Trabschulter-herein gehen soll. Aber auch hier hat
sich sein Nervenkostüm so weit gefestigt, daß ich
nach dem Durchparrieren erneut mit der Trabarbeit beginnen
kann, woran früher nicht zu denken war.
Fazit:
In den 1½ Jahren hat mein Pferd durch die vermehrte Lastenaufnahme
der Hinterhand eine sehr schöne Rücken- und Kruppenmuskulatur
bekommen, auch die Halsmuskulatur hat sich gut ausgebildet.
Er kann so gesetzter und auch leicht "am Zügel"
tölten. Durch den aktiven Gebrauch der Schenkel in den
Seitengängen hat er gelernt, sich besser treiben zu lassen,
was uns u.a. auch im Rennpass zu gute kommt. Gelegentliche
Exkurse auf den voll ausgebildeten Andalusiern von Herrn Meinérs-Pilz
und die Erfolge, die ich mit meinem Pferd schon erzielt habe,
geben mir Anlass, mich und meinen Isi in dieses Reitweise
weiter fortzubilden.
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