Die Futteranalyse als Basis für eine gesunde Aufzucht -
Vortrag zu Wachstum und Ernährung von Jungpferden

[22.12.2000 • Text, Foto: H. Frie]

  Dass das erste Lebensjahr und ganz speziell die ersten Lebensmonate auf wackligen Fohlenbeinen die absolut wichtigste Zeit für die physische und psychische Entwicklung des heranreifenden Pferdes sind, wissen die meisten Züchter ganz genau. Eine immens wichtige Grundlage für gesundes Wachsen und Gedeihen stellt die bedarfsgerechte, ausgewogene Fütterung des jungen Vierbeiners dar - eine Grundlage, der in der Praxis leider nicht immer genügend  
Aufmerksamkeit seitens der Pferdebesitzer zuteil wird. Welche wichtigen Faktoren zum Wachstum und zur Ernährung von Fohlen und Absetzern der Aufzüchter im Hinterkopf haben sollte, war Thema eines Vortrages mit der Tierärztin und Fachberaterin für Pferdebetriebe Frau Dr. Christa Finkler-Schade am 12. Dezember im Pferdezentrum Münster-Handorf in Westfalen.

Zunächst stellte die Referentin den interessierten Züchtern den Pferdebetrieb als ganzheitlichen Komplex vor, in dem pferdegerechte Umweltbedingungen in Haltung, Ernährung und Bewegung körperliches und psychisches Wohlbefinden bei den Vierbeinern ermöglichen sollen. Immer wichtiger werde dabei gerade der Punkt des körperlichen Wohlbefindens, da die Kunden zunehmend mehr Wert auf die bestmögliche Gesundheit ihres zukünftigen Pferdes für Freizeit oder Sport legen würden.

Vernachlässigt der Halter diese wichtigen Faktoren, so drohen während der Wachstumsphase vor allem Störungen am Skelett, an den Knochen, Sehnen und Gelenken, so genannte orthopädische Entwicklungsstörungen. Zu maximal 20% kann eine genetische Veranlagung begünstigend auf das Auftreten solcher Störungen einwirken; von weit größere Bedeutung als mögliche Ursachen sind jedoch: schnelles Wachstum, Traumatisierungen, Ernährungsimbalancen und mangelnde Bewegung, wie die Tierärztin deutlich hervorhob.

Um das Übel an der Wurzel zu packen und Fehlentwicklungen auszuschließen, sollte sich der Züchter neben ausreichend Bewegungsraum, um eine bedarfsgerechte Fütterung seiner Jungtiere kümmern. Wichtig in der Fohlenernährung sei vor allem, dass die höchsten Zunahmen an Höhe, Länge und Gewicht des kleinen Pferdes in den ersten 6 Monaten erfolgen würden und ein bedeutender Wachstumsschub zwischen dem 4 und 5. Lebensmonat auftrete. Aus Beobachtungen für ihre Doktorarbeit weiß Frau Dr. Finkler-Schade jedoch: "Bei Saugfohlen finden wir Unterversorgungen mit Mineralien und häufig Überversorgungen mit Eiweiß und Kalium". Nach dem Absetzen sind dann Unter- wie auch Überversorgungen, je nach Stallmanagement des Betriebes, möglich. So war die Referentin sehr erstaunt, als sie von vielen Pferdezüchtern hörte, die ihren Vierbeinern gar kein oder nur zeitweise Mineralfutter zufütterten. Ihrer Untersuchung zufolge, wurde es lediglich bei 36 % der Absetzer regelmäßig eingesetzt.

Schon die Mutterstuten sind oftmals mit lebenswichtigen Mineralien unterversorgt, die sie besonders im Zeitraum zwischen dem 10. und 11. Trächtigkeitsmonat gut gebrauchen können. Erlangt der Embryo nämlich bis zum 9. Monat der Trächtigkeit circa 54% des Geburtsgewichtes, so legt das Kleine in den letzten beiden Monaten den Rest nach und nimmt allein in dieser Zeit nochmals um etwa 46% der Endmasse zu - folglich ist jetzt eine Mineral- und Vitaminzufuhr vonnöten.

Ist das Nachwuchspferd dann endlich auf der Welt und einige Monate alt, beginnt es erstmals am Futter der Mutter herumzumümmeln. Viele Halter setzen nun Fohlenstarter ein - im Glauben, damit ein optimales Wachstum zu gewährleisten. Das sieht die Tierärztin nicht so: ihrer Meinung zufolge beinhalten die Fohlenstarter viel Energie und Eiweiß, aber wenig Mineralien und forcieren schnelles Muskelwachstum und zu starke Gewichtszunahmen. Besser sei die Gabe von Zusatzpräparaten mit viel Eisen für Fohlen ganz am Lebensanfang (z.b. Haemolytan) und später bis zum 5. Lebensmonat das Präparat Megabase Junior. Mit Blick auf Islandpferde lehnt die Referentin diese unterstützenden Präparate im Fohlenalter jedoch ab: "Isländer sind weit weniger anspruchsvoll als andere Rassen. Sie nehmen eher Schaden, weil zuviel im Futter enthalten ist, vor allem zu viel Eiweiß." Zudem seien die tägliche Beobachtung und regelmäßige Hufkorrekturen bei Saugfohlen sehr wichtig.

In der Absetzphase muss der Aufzüchter dann besonders auf ein schonendes Absetzen achten, da ansonsten Stress entsteht, der das Immunsystem belastet. Weiterhin ist zu dieser Zeit die Zufütterung mit hochwertigem Eiweiß wichtig, denn Weidegras und Muttermilch fehlen. Dieses hochwertige Eiweiß kann nicht durch das Grundfutter gedeckt werden; es steckt vielmehr in so genanntem Zuchtfutter, in Sojaschrot oder Bierhefe. Mängel in dieser Lebensphase können übrigens trotz glänzendem Fell vorhanden sein und sich etwa in verlangsamtem Wachstum äußern. Kommen die Tiere im Frühjahr schließlich wieder auf das eiweißreiche Gras, so schießt ihr Wachstum plötzlich hoch, was für die orthopädische Entwicklung nicht wünschenswert ist. Ziel soll vielmehr ein gleichmäßiges Wachsen auf der Basis einer stabilen Ernährungslage sein.

Wie kann aber der Halter von Pferden Mängel an Mineralstoffen und Vitaminen in seiner Fütterung frühzeitig erkennen? Blutanalysen, so Frau Dr. Finkler-Schade, geben nur recht wenig Auskünfte über die Versorgung mit lebenswichtigen Mineralien. Für sie gibt es für eine gesunde, ausgewogene Fütterung nur eine Methode: die Analyse des Grundfutters, also von Gras, Heu oder Silage, womit etwa 2/3 des gesamten Nährstoffbedarfes gedeckt wird. Erst dann kann je nach Bedarf Mineralfutter zugefüttert oder weggelassen werden. Diese Analysen nimmt eine "Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt" (LUFA) der Landwirtschaftskammern für etwa 100 - 130 DM vor. Dazu entnimmt der Halter beispielsweise aus verschiedenen Stellen eines Heuballens Proben und stopft maximal bis zu 1kg davon in eine Tüte, die er von nun an etwa alle zwei Jahre einschickt.

Nur durch eine solche, wirklich individuelle Fütterung wird laut Dr. Finkler-Schade eine optimale Aufzucht von belastbaren und gesunden Pferden möglich. Und langfristig habe nur derjenige Erfolg, dessen Tiere gesund blieben, wie die Referentin abschließend ausdrückte.


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