Ab in
die Reitbahn! - Wer denkt da nicht erst mal an langweiliges
Herumkreiseln im Viereck auf einem Pferd, dass scheinbar seine
innere Kündigung eingereicht hat? Und selbst in der etwas
geräumigeren Ovalbahn wird oftmals einfach Runde um Runde
planlos umhergetöltet. Also, lieber nur noch ins Gelände gehen?
Keinesfalls! Denn: Bahnarbeit lädt zur konzentrierten Beschäftigung
auf dem Vierbeiner ein, erleichtert anfangs das Einüben neuer
Lektionen, schafft eine gesunde Vertrauensbasis und kann somit
die Ausbildung des Vierbeiners fördern, ergänzen und problemloses
Geländereiten, gymnastizierende Übungen oder erfolgreiches
Gangreiten vorbereiten.
Also: Ab in die Bahn - aber bitte mit Elan!
• Das Ziel vor Augen...
Abstumpfend wirkt der Reitplatz für viele Pferde und Menschen
eigentlich deshalb, weil man ohne wirkliche Struktur oder
Plan das tägliche Programm abspult. Bevor man sich jedoch
auf seinen Vierbeiner schwingt, sollte die Frage lauten: Wo
wollen wir hin und wie werden wir unser Ziel erreichen?
Es müssen keinesfalls unbedingt hochtrabende Ziele gesetzt
oder nur noch streng nach einem Plan geritten werden, doch
helfen Überlegungen zur Zielsetzung und deren Umsetzung, die
Motivation zu steigern und an sich selbst zu arbeiten.
Wollen Sie zum Beispiel mit ihrem Pferd langfristig sicher
im Gelände ausreiten, so würde es sich empfehlen, die Rittigkeit,
Durchlässigkeit und den Gehorsam zunächst im umzäunten Areal
zu verbessern und dort ebenso an Trailhindernissen zu üben.
Ein geplanter Kurs oder die Teilnahme an einem Turnier können
ebenfalls die Lust auf Lernen, Weiterbildung und intensivem
Üben erhöhen.
• Auf geregelten Bahnen...
Bevor Sie sich jetzt auf ihren Reitgefährten schwingen, sollten
Sie noch folgendes wissen:
Bahn ist nicht gleich Bahn:
Dressurviereck: Diese Art der Reitbahn hat die vorgegebenen
Maße von 20 mal 40 Metern oder 20 mal 60 Metern, was auch
für die überdachte Form des Vierecks - die Reithalle - im
Normalfall gilt. Wichtig ist die Bodenbeschaffenheit, welche
für Islandpferde oft zu tief ist und damit Gangreiten erschwert.
Idealerweise sollte der Boden weich, federnd und trotzdem
fest sein. Zudem muss die Einzäunung sinnvoll und sicher,
also ohne Verletzungsrisiken für Pferd und Reiter angelegt
sein. Besonders geeignet ist das Viereck für die dressurmäßige
Arbeit und daher meistens mit den so genannten Bahnpunkten
versehen, die das Reiten von Zirkeln und anderen Bahnfiguren
erleichtern. Cavaletti-, Spring- und Sitzübungen können dort
konzentriert ausgeübt und Trailpacourse aufgebaut werden.
Ovalbahn: Wie der Name schon sagt, handelt es sich
um eine ovale Reitbahn mit zumeist festem, geschotterten Boden.
Für Islandpferdeturniere ausgelegte Ovalbahnen - auch Töltbahnen
genannt - verfügen über einen Reitweg von 200 Metern. Es gibt
des weiteren so genannte kombinierte Ovalbahnen, bei denen
entweder 200 Meter oder durch ein weiteres angeschlossenes
Teilstück 250 Meter geritten werden können, was besonders
zum Fünfgangreiten geeignet ist. Darüber hinaus gibt es Ovale,
denen eine Paßstrecke angefügt ist, Töltbahnen mit Dressurviereck
in der Mitte oder kleinere Ovale, die sich zum Reiten von
Sitzübungen eignen. Hauptsächlich werden die Ovalbahnen jedoch
zum Gangreiten beritten.
Weitere Möglichkeiten: Daneben gibt es gerade, ebene
und feste Paßbahnen für das Rennpaßreiten oder einen Longierzirkel/ein
Roundpen, in dem vor allem sitzverbessernde Übungen durchgeführt
werden können.
Für den Reiter ohne eigenen Platz vor Hof bietet sich
die Möglichkeit, eine Reitanlage in der Nähe per Pferd oder
Hänger aufzusuchen - vielleicht im Rahmen eines wöchentlichen
Reitunterrichts oder zur Miete. Wer ein ebenes Wiesenstück
erübrigen kann, hat die Chance dort ein Grasviereck einzuzäunen
und den Hufschlag mit Rindenmulch zu versehen.
Achtung: Beachten Sie die Bahnregeln, die zum Beispiel
in der „Islandpferde Reitlehre“ von Andrea-Katharina Rostock
und Walter Feldmann aufgeführt sind!
• Spannung, Spiel und Spaß... Abwechslung, Vertrauen
und einfach Spaß schaffen Trailhindernisse, bei denen
Pferd und Reiter im Team zusammenarbeiten müssen und spielerisch
lernen können. Am besten üben Sie immer nur gezielt an ein,
zwei Hindernissen, die Sie ihrem Vierbeiner erst mal vom Boden
aus zeigen. Achten Sie darauf, alles in Ruhe und mit Geduld
anzugehen; lassen Sie ihrem Pferd Zeit zum Nachdenken. Kombinieren
Sie die Dressurübungen doch mit dem Trailreiten wie zum Beispiel
beim Rückwärtsgehen durch ein Labyrinth.
Vorschläge: Mit nur einer Stange können sie bereits
den Gehorsam Ihres Pferde fördern, indem Sie es vor dieser
anhalten und dann auffordern, nur mit den beiden Vorderbeinen,
nur mit einem Vorderbein oder einem Hinterbein darüber zu
treten, was sehr viel Konzentration erfordert. Mit mehreren
Stangen können eine U-Form, ein Labyrinth oder ein Gasse gelegt
werden, wodurch es vorwärts, seitwärts oder rückwärts geht.
Ein gelber Sack oder eine alte Siloplane werden seitlich durch
zwei Stangen begrenzt zu einem interessanten Gang; auch ein
stabiles Brett kann überschritten werden. Falls Sie Lust und
genügend Material haben, ist es möglich eine Wippe, eine Brücke
oder einen Flatterbandvorhang herzustellen.
Spannend wird es bei Reiterspielen, allein oder zu
mehreren, die Pep in die Reitbahn bringen.
Vorschläge: Schon mal mit einem Becher voll Wasser
rückwärts durch ein Labyrinth geritten oder damit rundenweise
getöltet? Suchen Sie sich Reitpartner und starten gegeneinander
in freundschaftlichem Wettbewerb im Bänder- oder Fahnenrennen,
Negerkußwettessen oder der „Reise nach Jerusalem“ zu Pferde!
Schleifen Sie mal die Mülltonne über den Reitplatz oder hängen
die Wäsche hoch zu Ross auf! Ideen sind gefragt, doch bitte
ohne Hektik und Rumzerren an den Pferden!
Lektüre: „Reiterrallyes,
Reiterspiele. Vorbereitung auf Allroundwettbewerbe, Spiel
und Spaß“ von Marlit und Karl Hoffmann (Kosmos Verlag),
„Verlasspferde
ausbilden. Vertrauensvolle Ausbildung für das Trail-Reiten“
von Gottlieb Fernau
• Gymnastik muss sein... In Ruhe die Ausbildung seines
Vierbeiners fördern, es zu gymnastizieren, die Verständigung
zwischen Pferd und Mensch im Sattel fördern - dazu bietet
sich das Dressurviereck förmlich an.
Je nach eigenem Ausbildungsstand und dem des Pferdesportlers
können zunächst wichtige Gehorsamsüberprüfungen wie Anhalten-Antreten,
Rückwärts, Seitwärts in Form von Vorhandwendung und Schenkelweichen
anstehen. Die Biegsamkeit des Tieres kann durch Arbeit auf
Zirkeln oder Volten verbessert werden; Bahnfiguren wie „Durch
die ganze Bahn wechseln“ zeigen dem Reiter, ob seine Einwirken
vom Pferd harmonisch angenommen werden.
Wer Spaß an der Dressurarbeit hat, kann nach klassischen Vorbildern
weiterarbeiten und Schulterherein, Traversübungen und ähnliches
erlernen.
Spielerisch umsetzen kann man das Dressurreiten in Kombination
mit Trailhindernissen oder Reiterspielen; auf der Ovalbahn
ist es beim Gangreiten sinnvoll, dressurmäßige Lektionen einzuflechten.
Darüber hinaus ist Cavaletti-Arbeit ein gutes Vorhaben,
das Takt und Losgelassenheit und die Aufmerksamkeit des Pferdes
verbessert, sowie die Bewegungen des Tieres verlängern kann.
Die Stangen können in unterschiedlichen Höhen auf die Auflagen
gelegt und auch zum Springen genutzt werden. Laut der Islandpferde-Reitlehre
ist im Schritt ein Abstand von 0,70 bis 0,80 Metern und im
Trab 1,10 bis 1,20 Metern günstig. Anfangen sollten Sie bei
einer Stange, wonach Sie das Training auf mehrere steigern
können.
Lektüre: „Islandpferde Reitlehre“ von A.-K. Rostock u. W.
Feldmann, „Dressur
ist Gymnastik für Pferde“ von Isabelle von Neumann Cosel,
„Das
Gymnasium des Freizeitpferdes. Der Weg zu pferdegemäßem Reiten“
von Sadko G. Solinski, „Erste
Dressurübungen“ von Jane Wallace, „Reynirs
Islandpferdereitschule“ von Reynir Adalsteinsson und Gabriele
Hampel
• Der große Auftritt...
Eine gehörige Portion Schwung in das tägliche Einerlei bringen
Vorhaben wie die Teilnahme an einem Turnier oder ein Auftritt
im Rahmen eines Showprogramms bei einer Veranstaltung.
Gehorsamkeit gefragt: Sozusagen die Dressurprüfung
für Islandpferde stellen die Gehorsamsprüfungen auf Islandpferdeturnieren
dar. Es gibt: Die kleine Reiterprüfung, die Reiterprüfung,
die Gehorsamsprüfung A, B und C, die Mannschaftsdressuraufgabe
und die Gehorsamsprüfung Kür, welche jeweils unterschiedliche
Schwierigkeitsgrade erfordern.
Gefragt sind neben dem korrekten, punktgenauen Ausführen der
Bahnfiguren und Lektionen Reinheit der Gänge, Schwung, Durchlässigkeit
und Sitz und Einwirkung. Ob man lieber töltet oder trabt steht
jedem Reiter frei.
Wer Lust bekommen hat, besorgt sich am Besten die „Islandpferde
Prüfungsordnung“ (IPO), wo die Anforderungen genau angegeben
werden und übt los - gemeinsam als Mannschaft oder allein.
Vor allem Gang: Von Tölt, über Viergang, Fünfgang
bis zum Rennpaß kann man bei Islandpferdeturnieren in verschiedenen
Klassen an den Start gehen. Nähere Infos gibt’s in der IPO.
Und sonst: Islandpferde- oder Freizeitreiterturniere
haben auch weitere interessante Prüfungen im Angebot wie:
Spring- oder Geschicklichkeitsprüfung, Handpferdereiten, verschiedene
Rennen und Spiele.
Show-Stars: Viel Freude bereitet die Ausarbeitung
und das Reiten von Quadrillen, die anlässlich einer Veranstaltung
oder manchmal als Turnierprüfung zu Musik und in Kostümen
vorgeführt werden. Ebenso können Sie als Gruppe Märchen, Geschichten
und ähnliches zu Pferde umsetzen und präsentieren Lassen Sie
Ihre Phantasie spielen und suchen sich Mitstreiter! Und: Es
muss ja nicht gleich der große Auftritt sein - eine sonntägliche
gemeinsame Quadrillenstunde macht sicher ebenfalls viel Spaß.
Lektüre: „Musik
zum Reiten für Einzelkür, Pas de deux und Quadrillen“ von
Walter Storl, „Zwischen
Disko und Quadrille“ von Elke Müller- Mees, „Islandpferde
Prüfungsordnung“ (IPO) erhältlich beim IPZV.
Kontakt: Termine siehe zum Beispiel im Taktklar-Kalender
• Unter Kontrolle... Immer nur allein reiten, ohne
Anregungen und Hilfestellungen kann auf die Dauer ziemlich
unbefriedigend werden. Um diesen Zustand zu ändern, stehen
Ihnen mehrere Wege offen:
Reitunterricht/Reitkurse ermöglichen Ihnen Korrektur,
Anregungen, konkrete Hilfestellungen bei etwaigen Probleme
und vermitteln bei Gruppenstunden den Kontakt zu gleichgesinnten
Reitern.
Nichts verborgen bleibt dem objektiven Auge einer
Videokamera. Bitten Sie jemanden um regelmäßige Aufnahmen,
anhand derer Sie Fehler und Fortschritte beobachten können.
Selbst ein Fotoapparat kann eine gute Momentaufnahme darstellen.
Zusammenreiten auf einer Bahn bietet verschiedene
Übungs-Ideen wie Überholen und Vorbeilassen, in Abständen
hintereinander reiten oder von anderen Vierbeinern trennen,
was besonders gut auf Ausritte vorbereitet und den Gehorsam
schult.
Gegenseitiger Reitunterricht zwischen Reiterfreunden
kann Fortgeschrittenen viel Nutzen bringen, wenn dieser ohne
Besserwisserei, eher durch Tipps, ausgeübt wird.
Sitzübungen sind für Anfänger und Fortgeschrittene
gleichermaßen immer mal wieder wichtig. Lassen Sie sich auf
dem Pferd führen oder longieren, reiten Sie mit geschlossenen
Augen, ohne Steigbügel oder auch ohne Sattel und machen Sitzübungen
wie Armkreisen, Kopfdrehen oder Wechsel zwischen Normal- und
Damensitz.
Aufschlussreich: Ein Pferdetausch bringt manches
zutage und gibt Aufschluss über seine Reitweise und die des
anderen. Sie durchbricht die Routine und lädt zum gegenseitigen
Gedankenaustausch ein.
Lektüre: Zu den Sitzübungen findet man wertvolle Hinweise
in: „Islandpferde Reitlehre“ (s.o.), „Reiten
aus der Körpermitte“ von Sally Swift, „Die
Wanless-Methode“ von Mary Wanless und „Reiten
in Vollendung“ von Mary Wanless.
Kontakt: Interessante Reitkurse siehe Branchenbuch und Termine
bei Taktklar.
Na? So öde ist die Bahn doch gar nicht. Aber wir wollen nichts
übertreiben und daher geht es in der nächsten Folge „Raus
zu Wald und Flur“.
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