„Wie mache ich aus einem ReNNtier ein ReNtier?“ fragte sich der Weihnachtsmann und zupfte an seinem weißen Rauschebart. Nun – die Farbe passte ja, aber die Mähne und der Schweif und … – irgendwie sah das alles nicht nach Rentier aus. Es fehlte etwas Wichtiges. „Ein Geweih!“ .“ sagte er zu sich selbst. „Aber wie bekommt ein Pferd ein Geweih? Und woraus soll ich es herstellen?“
Noch in der klirrenden Nacht ging er hinaus in den Wald und suchte Wurzeln, die wie ein Geweih aussahen. Er suchte und suchte, grub und grub, aber er fand keine Wurzel, die auch nur annähernd wie ein Geweih aussahen. Wurzeln wie Wichtelmützen, Wurzeln wie Altmännergesichter, Wurzeln wie … Alles war darunter, aber es war nicht brauchbar.
Frierend und unglücklich kehrte der Weihnachtsmann in seine Hütte zurück. Er saß ganz dicht am Feuer, um wieder aufzutauen. „Plüsch,“ fiel ihm ein. Er hatte doch noch einen Rest aus dem Sommer, als er die vielen Teddybären für die Kinder gebastelt hatte. Er begab sich auf die Suche und fand die Reste. Aber so viel er auch bastelte und nähte, die Dinger sahen einfach nicht aus wie Rentiergeweihe, eher erinnerten sie an allzu lange Schlappohren. „So geht das nicht,“ sagte sich der Weihnachtsmann. „Ich glaube, ich muss auf mein ReNNtier verzichten und statt dessen mit sechs ReNtieren losfahren. Aber dann komme ich zu spät. Denn sechs sind lange nicht so schnell wie acht mit dem schweren Schlitten.“ Traurig stiefelte der Weihnachtsmann in sein Wohnzimmer, setzte sich wieder in seinen Sessel und dachte nach.
„Klar!“ rief der Weihnachtsmann plötzlich und sprang auf. “Sven! Dass ich nicht direkt daran gedacht habe!“ Und er lief in sein Schlafzimmer. Über seinem Bett hing es immer noch – das Bild von Sven und darüber - sein Geweih. Sven, sein treuer und alter Weggefährte, der im Sommer von ihm gegangen war. War es nicht Rechtens, dass jetzt Svens Nachfolger sein Geweih bekam? „Doch,“ beschloss der Weihnachtsmann, genau so musste es sein.
Er nahm das Geweih von der Wand, betrachtete es lange und sagte mit leise, ruhiger Stimme: „Sven, mein alter Freund. Darf ich Dein Geweih meinem kleinen ReNNtier aufsetzen? Für die Kinder, Du weißt, wie sehr sie Rentiere lieben und Du wolltest sie doch immer glücklich sehen.“ Alles war still, nichts regte sich. Schweren Herzens nahm er das Geweih und bastelte eine Halterung für Ponyköpfe daran. Aber so ganz zufrieden war er noch nicht, denn Sven hatte dem Verleih seines Geweihs noch nicht zugestimmt.
Und so kam es, dass der Weihnachtsmann am nächsten Morgen Laxi auf der Weide einfing, ihn mit zum Haus nahm und zu ihm sprach: „Laxi, ich weiß dass Dir das jetzt nicht gefällt. Aber die Kinder, zu denen wir heute fahren, wollen ein Rentier mit Geweih sehen. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich Dir das Geweih aufsetzen muss.“ „Auch das noch“, dachte Laxi. „Aber natürlich,“ sagte er laut. „Wenn es die Kinder freut.“ Der Weihnachtsmann setzte Laxi das Geweih auf, richtete seine Mähne darum und trat einen Schritt zurück.: „Toll siehst Du aus!“ rief er laut. Und leise “Hoffentlich mögen die Kinder auch ReNNtiere.“
Plötzlich erhob sich ein schallendes Gelächter von der Weide. Alle sieben Rentiere standen am Zaun und lachten, dass ihnen fast die Puste ausging. „Was ist denn das?“ fragte Magnus, das Leitrentier. „Willst Du echt mit dem da losziehen, Weihnachtsmann? Wir dachten, dass wäre ein Scherz! Was sollen denn die Kinder zu dem da sagen?“ Und erneut wurde gelacht.
Ganz dünn kam eine leise Stimme aus dem Gelächter: „Sind wir jetzt gar nichts mehr wert, jetzt, wo der Neue da ist? Haben wir nicht jahrelang den schweren Schlitten gezogen?“ Uta, die kleinste unter den Rentieren hatte die Frage gestellt, die alle stellen wollten. „Ja,“ rief Magnus. „Jetzt wo wir alle alt sind, sind wir wohl unbrauchbar.“ Die ganze Herde senkte ihre Köpfe und ging langsam vom Zaun weg in Richtung Wald.
Der Weihnachtsmann runzelte nachdenklich die Stirn. Konnte er wirklich seine guten Freunde, die ihm jahrelang besten Dienst erwiesen hatten, so zurücksetzen? Nein, das war unmöglich, aber was tun. „Weihnachtsmann,“ flüsterte Laxi. „Ich habe eine Idee. Wie wär’s, wenn die Rentiere die kurzen Strecken übernehmen. Ich bin noch jung und schnell, ich laufe die weiten.“ Der Weihnachtsmann hob den Kopf, lächelte und klopfte Laxi den Hals. „Super!“ rief er. „So machen wir’s.“
„Liebe ReNtiere“, rief der Weihnachtsmann seinen Genossen hinterher. „Bleibt stehen! Ich habe nachgedacht. Wir teilen die Aufgaben. Ihr übernehmt Skandinavien und Kanada. Laxi das restliche Europa und die USA. Und in die Südsee fahre ich sowieso mit meinem neuen Rennboot.“ Die Rentiere hielten in ihrem schleppenden Gang inne. Sie steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Plötzlich stieben sie auseinander, rannten zum Weihnachtsmann und riefen: „Klasse, so machen wir’s. Denn wir sind schon alt und schnell müde. Wir übernehmen die Kurzstrecken.“
„Und der kleine Laxi sieht wirklich gut aus, mit Svens Geweih,“ sagte Magnus mit belegter Stimme. „Er hat es verdient. Denn Sven war immer der schnellste unter uns. Laxi mit seinem schnellen Rennpass ist sein würdiger Nachfolger.“ Der Weihnachtsmann lachte von einem Ohr bis zum anderen vor lauter Freude. „Danke, liebe Rentiere. Ihr habt mir das größte Weihnachtsgeschenk aller Zeiten gemacht. Denn jetzt schaffen wir alle zusammen die anstrengende Arbeit. Los geht’s.“