„Man könnte ihn verkleiden, damit er wie ein ReNtier aussieht“, dachte sich der Weihnachtsmann. Aber sofort kamen ihm Zweifel: hatte Laxi nicht bereitwillig gezeigt, was in ihm steckt? Sollte man dann nicht dieses ReNNtier so zeigen wie es ist?
„Man könnte ihn verstecken, damit die Kinder, wenn sie ihn sähen, nicht erschrecken! Schließlich sind die Kinder an ReNtiere gewöhnt und nicht an kleine, braune, zottelige Pferdchen.“ Aber auch das gefiel dem Weihnachtsmann nicht, denn wenn man von den Kindern Ehrlichkeit erwartet, kann man sich als Weihnachtsmann doch kein Versteckspiel leisten. Und so entschloss er sich, erst einmal eine Probefahrt mit Laxi und dem Schlitten zu machen. Möglicherweise ist Laxi ja nicht geeignet und er machte sich umsonst Gedanken. Auf der anderen Seite hätte er dann wieder das Problem, dass die Geschenke und der Osterhase sich in die Quere kommen würden.
„Genug gerätselt, es wird angespannt!“ Laxi wurden von der Koppel geholt und vor den Schlitten gespannt. „Hoffentlich geht alles gut...“, dachte der Weihnachtsmann, „schließlich ist keine Zeit für Experimente. Benimm Dich gut, die Kinder zählen auf uns“, ermahnte der Weihnachtsmann Laxi und nach einem kurzen Klaps mit den Zügeln setzten sich sein ReNNtier in Bewegung.
Zu Beginn ging es erst einmal langsam im Schritt, aber nachdem Laxi ganz vorbildlich den Schlitten zog wurde der Weihnachtsmann mutiger, schnalzte wie am Abend vorher mit der Zunge und feuerte sein ReNNtier an. Laxi ließ sich nicht zweimal aufmuntern, denn er war ja nicht umsonst ein ReNNtier! So trabte er munter vor dem Schlitten durch die verschneite Landschaft und der Weihnachtsmann brummte zufrieden vor sich hin. So würden sie die Geschenke doch noch rechtzeitig verteilen können.
Der Weihnachtsmann wollte nun aber auch noch die anderen Gangarten vor dem Schlitten ausprobieren, die Laxi gestern Abend auf der Wiese so munter präsentiert hatte. Am besten hatte dem Weihnachtsmann das gleichmäßige Tackern der Hufe auf dem gefrorenen Boden gefallen. „Aber wie mache ich das dem Tier klar?“, fragte sich der Weihnachtsmann zu recht. Als gäbe es so etwas wie Gedankenübertragung, schaltete Laxi in den Tölt um, ohne das der Weihnachtsmann groß dazu beigetragen hatte. So gefiel dem Weihnachtsmann seine Arbeit und beide genossen die Fahrt durch den Schnee!
„Reicht denn vor dem schweren Schlitten wirklich dieses kleine Pferdchen oder wird das arme Tier mit den kurzen Beinchen nicht überfordert? Schließlich warten die Kinder auf ihre Geschenke und wir müssen es schaffen, alle pünktlich zu verteilen. Nicht auszudenken, wenn Laxi unterwegs schlapp macht.“ Der Weihnachtsmann hatte Zweifel und Gewissensbisse. „Ich mag gar nicht an die vielen enttäuschten Gesichter der Kinder denken, die keine Geschenke bekommen würden! Vielleicht sollte ich doch die ReNtiere mit dem ReNNtier zusammen anspannen. So hätte es Laxi einfacher und wir schaffen es sicher.“
Aber der Weihnachtsmann hatte vergessen, dass seine ReNtiere fliegen können und das konnte sein ReNNtier sicher nicht, jedenfalls hatte das in der eMail nicht gestanden. Dort war nur die Rede von einem extrem schnellen und braven Tier. Ihm ging es gar nicht gut, aber wie schon gesagt, war der Weihnachtsmann ein Genie im Organisieren und Laxi ein braves Tier. Hatte er nicht gestern Abend gesehen wie sein ReNNtier über die Wiese flog oder hatten seine Augen ihm im Dämmerlicht des Nordens einen Streich gespielt? Wäre das vielleicht die Lösung für alle Probleme? Aber wie hieß das Zauberwort um die Höchstgeschwindigkeit aus dem ReNNtier heraus zu holen?
Der Weihnachtsmann schnalzte noch einmal mit der Zunge und gab Laxi einen ganz leichten Klaps auf die Hinterhand, so wie er es mit seinen ReNtieren immer machte. Dazu schickte er ein kleines Hilfegesuch an die Mannschaft, die in solchen Fällen im Himmel immer angerufen werden. Schließlich ging es um ein gutes Werk, da mussten schon mal alle mit helfen!
Aber Laxi bedurfte dieser Aufforderung nicht, denn im Trab ging es ihm auf Dauer denn doch zu langsam und diese endlose Weite forderte geradezu zum Flug auf. Und ehe sich der Weihnachtsmann versah, ging es im Pass über die schneebedeckten Wege. Das gefiel nicht nur Laxi, sondern auch dem Weihnachtsmann. Seine Zuversicht wuchs mit jedem Meter, die die beiden über den Schnee sausten. „So konnte doch noch alles gut werden und es muss schon allerhand passieren, damit wir unseren Auftrag nicht zeitgerecht erfüllen“, dachte der Weihnachtsmann, denn in dem Tempo, in dem Laxi vor dem Schlitten ging, machte er den ReNtieren arge Konkurrenz und der Weihnachtsmann war sich nicht sicher, ob seine alte Mannschaft da mithalten könne.
Zurück ging es dann langsamer, denn der große Tag der Auslieferung war noch nicht gekommen und der Weihnachtsmann wollte trotz aller Freude an der Fahrt Laxi nicht überfordern.
Als sie zurück kamen, warteten die alten ReNtiere bereits ungeduldig, sie ahnten wohl, dass sie dieses Jahr schlechte Karten hatten. Der Weihnachtsmann ist aber nicht nur ehrlich, sondern auch fair und so versuchte er allen Tieren zu erklären, dass es dieses Jahr anders werden würde als alle Jahre vorher. Die ReNtiere würden vorzeitig in die Winterpause gehen und ein einziges Tier sollte den großen schweren Schlitten mit allen Geschenken alleine ziehen.
Laxi hörte genau zu und spitze die Ohren, während der Weihnachtsmann mit seinen Tieren sprach. Ganz bedächtig nickte er mit dem Kopf, als wäre er sich seiner besonderen Aufgabe voll bewusst. Um dem Weihnachtsmann noch ein bisschen aufzumuntern und ihm zu verstehen zu geben, dass er genau wüsste was zu tun sein, stupste er ihn an und schnaubte beruhigend.
Natürlich waren die ReNtiere des Weihnachtsmannes nicht gerade begeistert über diese neue Rollenverteilung, schließlich waren sie seit ewigen Zeiten dafür verantwortlich, die Geschenke pünktlich und sicher zu verteilen und waren sich dieser wichtigen Aufgabe auch bewusst. Auf der anderen Seite war es schon verlockend, dieses Jahr vorzeitig in den Urlaub zu gehen. Aber sie erinnerten sich auch an den gestrigen Abend, als Laxi im Pass über die Wiese geflogen war. Da hatten sie bereits Respekt vor ihm bekommen: solch ein Tempo mit den kurzen Beinen! Da aber der Weihnachtsmann der Chef war und immer alles gut organisiert hatte, fügten sie sich nach einiger Zeit und der Weihnachtsmann fütterte alle Tiere. Laxi bekam eine extra Portion Futter, für ihn sollte es morgen ein langer Tag werden.
Am nächsten Morgen war es noch dunkel, als der Weihnachtsmann sein ReNNtier holte und anspannen wollte. Der Schlitten war voll bepackt mit Geschenken und Laxi bekam einen Schrecken. „Das alles müssen wir nun zu den Kindern bringen, denn auf der ganzen Welt warten sie ungeduldig auf uns“, munterte der Weihnachtsmann Laxi auf. „Du weißt also, auf was es ankommt, wir müssen es schaffen...“